Heutzutage sind die Börsen meist in unseren Köpfen und auf Computern. Aber hast du dich schon einmal über ihre Geschichte gewundert? Die Frankfurter Börse, zum Beispiel, ist mehr als 400 Jahre alt. Lass uns einen Blick auf ihre Geschichte werfen und wie sie sich seit ihrer Gründung entwickelt hat.
Hunderte von Jahren bevor jemals mit Aktien gehandelt werden würde, erscheint der Vorläufer der Frankfurter Börse, die Frankfurter Herbstmesse. Dort werden die wichtigsten Waren der damaligen Zeit gehandelt, wie Waffen, Gewürze, Textilien und Bücher. Auch einige erste Geldwechsel finden auf der Herbstmesse statt.
Am 9. September 1585 trifft sich die Versammlung der Kaufleute der Stadt und beschließt, die Wechselkurse zu harmonisieren. Die Frankfurter Börse ist geboren. Die Kaufleute wollten mehr Transparenz bei Transaktionen schaffen. Zu dieser Zeit bedrohte die große Anzahl an Münzsorten, die im Umlauf waren, in Kombination mit nicht standardisierten Wechselkursen, das Finanzsystem, indem sie Betrug im großen Stil und missbräuchliche Zinssätze begünstigten.
Die Frankfurter Börse zieht in ihr erstes Haus ein! Die Kaufleute ziehen vom Rathausplatz in den Großen Braunfels um. Dies war zu dieser Zeit das geräumigste und repräsentativste Gebäude der Stadt und der Umzug an diesen neuen Standort spiegelt die wirtschaftliche Bedeutung wider, die die Börse erlangt hatte.
Die ersten Anleihen werden an der Frankfurter Wertpapierbörse gehandelt. Die Ära der Staatsanleihen beginnt: Die Bank Bethmann legt ihre erste Anleihe in Form von Bruchteilsanleihen auf. Dies markiert einen entscheidenden Wendepunkt für die Frankfurter Börse, die fast ein Jahrhundert später, im Jahr 1850, zum führenden Markt für Staatsanleihen wird.
Es ist an der Zeit, den Aktienhandel in Frankfurt aufzunehmen! Die Aktienzertifikate der Österreichischen Nationalbank sind die ersten Aktien, die in Frankfurt gelistet und gehandelt werden. Dieses neue Konzept setzt sich jedoch nicht durch: Frankfurter Trader blieben lange Zeit skeptisch gegenüber Aktien, obwohl dieses Instrument anderswo in Europa immer beliebter wurde. Währenddessen blieben in Frankfurt die Anleihen im Mittelpunkt des Handels.
Die Zeit der Dematerialisierung ist noch nicht gekommen, aber ein erster Schritt ist getan. Das Zentraldepot in Frankfurt wird geschaffen. Es ist nicht mehr nötig, mit Wagen und Säcken voller Münzen zur Börse zu gehen, um Aktien zu kaufen. Man kann nun fast mit den Händen in den Taschen dorthin gehen, um Papierwerte zu handeln.
Fast zwei Jahrhunderte nach ihrem Einzug in den Großen Braunfels zieht die Frankfurter Börse in den Rahmhof am heutigen Börsenplatz. Zusammen mit dem Hauptbahnhof und dem ehemaligen Frankfurter Opernhaus ist dieses Gebäude bis heute eines der wichtigsten Beispiele für die Architektur der wilhelminischen Zeit.
Der Erste Weltkrieg ist seit ein paar Jahren vorbei und Deutschland befindet sich in großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Die Inflation steigt an und erreicht in diesem Jahr ihren ersten Höhepunkt. An der Börse kommt es zu noch nie dagewesenen Verlusten bei geldwerten Wertpapieren. Auf der anderen Seite steigt die Nachfrage nach Aktien als Spekulationsobjekt stark an - bis die Börsenkurse durch den Ausbruch der Großen Depression im Oktober 1929 dramatisch fallen.
Die Digitalisierung macht ihre ersten Schritte. Die Frankfurter Börse ermöglicht als eine der ersten der Welt den elektronischen Handel mit Aktien.
Eine Revolution in der deutschen Finanzwelt. Der DAX, das Flaggschiff der deutschen Finanzwelt, ist geboren. Erstmals am 1. Juli 1988 berechnet und veröffentlicht, hat er sich seitdem als der deutsche Blue-Chip-Index etabliert.
Hast du einen Computer? Dann kannst du handeln! Es ist noch nicht das Zeitalter von Vivid und Smartphone-Trading, aber es ist ein Anfang. Die Frankfurter Wertpapierbörse führt eine neue Software ein: Xetra. Dank ihr ist die Börse überall dort, wo es einen Bildschirm gibt.
Ist die Frankfurter Wertpapierbörse noch eine Börse? Mehr als 400 Jahre nach ihrer Gründung wird der Totenschein für den Handel von Hand zu Hand ausgestellt, als die Gruppe Deutsche Börse in ihre neuen Räumlichkeiten in Eschborn, einem Vorort von Frankfurt, umzieht. Seitdem wird der Rahmhof nur noch für IPO-Zeremonien genutzt. Der Handel ist nun dezentralisiert und die Tätigkeiten der Broker werden größtenteils von Computern übernommen.